Herodes

Herodes
Herodes,
 
jüdischer Herrscher und Tetrarchen:
 
 1) Herodes I., der Große, Herrscher des jüdischen Staates (seit 37 v. Chr.), * um 73, ✝ 4 v. Chr., Vater von 2) und 3), Großvater von 4); Sohn des Antipater und einer arabischen Fürstentochter; 47 Stratege in Galiläa, 43 in römischem Dienst, sicherte er sich durch Eheverbindung mit der Dynastie des Hohenpriesters Hyrkanos II. die Herrschaft gegen die Parther (41-37) wie gegen die innerjüd. Opposition mit römischer Hilfe. Durch Kaiser Augustus gestützt, machte Herodes Judäa zu einem starken Föderiertenstaat (Kaiserkult in Samaria und Caesarea Palaestinae) mit großen Teilen Palästinas. Der jüdische Kult wurde nicht angetastet, das Diasporajudentum unterstützt; Ansätze von Opposition wurden radikal unterdrückt (z. B. bethlehemitischer Kindermord), potenzielle Nachfolger (darunter drei seiner Söhne) beseitigt. Augustus teilte nach Herodes' Tod das Reich unter dessen Söhne Archelaos (6 n. Chr. vom Kaiser wegen Grausamkeit abgesetzt und verbannt, ✝ 16 n. Chr.), Herodes Antipas und Herodes Philippos.
 
Literarische Behandlung:
 
Die Gestalt des Herodes wurde vom geistlichen Drama des Mittelalters vorbereitet und erhielt ihre eigentliche Ausprägung im 16. Jahrhundert durch die Verbindung der Kindermordepisode mit dem in Josephus' »Bellum Judaicum« ebenfalls überlieferten Mariamne-Stoff. Die Dramatisierung des Herodes-Stoffes beginnt mit H. Sachs (1552) und L. Dolce (1560), führt über A. Hardy (um 1610), D. Heinsius (1621), Calderón (1635), Voltaire (1724), F. Rückert (1844) und F. Hebbel (»Herodes und Mariamne«, 1849) bis zu K. Munk (»En idealist«, 1928).
 
 
A. Schalit: König H. Der Mann u. sein Werk (a. d. Hebr., 1969).
 
 2) Herodes Antịpas, H.Herodes Antịpatros, Tetrarch (seit 4 v. Chr.), * 20 v. Chr., ✝ nach 39 n. Chr., Sohn von 1); erhielt von Kaiser Augustus Galiläa und Peräa; überzeugter Jude und zugleich Anhänger der Politik seines Vaters (Gründung von Tiberias); ließ nach Matthäus 14, 1-12 Johannes den Täufer, der ihn wegen seiner zweiten Ehe mit seiner Nichte Herodias getadelt hatte, hinrichten (25 ?); wurde 39 n. Chr. auf Betreiben von Herodes Agrippa I. von Kaiser Caligula verbannt.
 
 
J. Blinzler: H. A. u. Jesus Christus (1947).
 
 3) Herodes Philịppos, Tetrarch (seit 4 v. Chr.), ✝ 34 n. Chr., Sohn von 1); erhielt von Kaiser Augustus Gaulanitis, Trachonitis und Batanaea. Seine Herrschaft war bei den Untertanen beliebt. Er gründete Caesarea Philippi und Julias (ehemalige Bethsaida). Sein Gebiet kam 37 nach vorübergehender Zugehörigkeit zur Provinz Syria an Herodes Agrippa I.
 
 4) Herodes Agrịppa I., eigentlich Mạrcus Iulius Agrịppa, Tetrarch, * 10 v. Chr., ✝ 44 n. Chr., Enkel von 1), Vater von 5); in Rom aufgewachsen, erhielt durch Caligula die Tetrarchien von Herodes Philippos (37), Herodes Antipas (39) und Archelaos (41); ließ nach Apostelgeschichte12, 1 ff. Petrus einkerkern und Jakobus den Älteren hinrichten.
 
 5) Herodes Agrịppa II., Tetrarch, * um 28, ✝ um 100, Sohn von 4); in Rom erzogen, 50 von Claudius zum Herrscher von Chalkis am Libanon eingesetzt, erhielt 53 und 61 einige Tetrarchien; nahm Anteil an den Problemen des Judentums (Warnung vor dem jüdischen Aufstand 66); berühmt ist sein Gespräch mit dem Apostel Paulus und dessen Rede vor ihm (Apostelgeschichte 25, 13-26, 32).

Universal-Lexikon. 2012.

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